Sfumato & Esthetic Pale
"Live, 11.09.99 Neustadt"
1999,
Nach einem Tingel-Nachmittag durch den Pfälzer Wald, der Besichtigung einer faszinierenden Klosterruine und dem Verzehr einer faszinierend fettigen Pfälzer Platte gings mal wieder in die Musikwerkstatt in Neustadt an der schönen Weinstrasse, wo die Darmstädter SFUMATO bei ESTHETIC PALE zu Gast waren.
Nachdem ich ESTHETIC PALE nun schon mehr als 5 mal live gesehen hatte (immer wieder ein Genuß), galt mein Hauptaugenmerk dem allerersten Liveauftritt der 5 wackeren SFUMATOs. Im Vorfeld noch leicht nervös, schickten sich die Jungs an, ihre 9 Keyboards auf der Bühne auszupacken, was beim Mann hinterm Mischpult für noch grauere Haare sorgte und bei Claus "Die Mähne" Fuhrmann (Keyboarder von Esthetic Pale) mittlere Minderwertigkeitskomplexe ("Boah, was'n Keyboardständer ...") auslöste.
Dann war es endlich soweit ... SFUMATO eröffneten riskant mit Wrong ihren ersten Auftritt. Ein Track, der aufgrund seiner Gewöhnungsbedürftigkeit nicht gerade dazu geschaffen ist, sich einem neuen Publikum aufzudrängen ... man umschiffte allerdings diese Klippe. Während des 14-Minüters Paranon gewannen die erstaunlich ruhig wirkenden Debütanten endgültig ihre Selbstsicherheit und zogen das Publikum sicher auf ihre Seite. Die Instrumentalpassagen kamen sicher und souverän, die verhangenen Parts kamen ausdrucksvoll. Es machte richtig Freude, den Jungs die Liebe zu ihrer Musik sowie die Freude anzusehen, ihre Songs endlich vor Publikum spielen zu können, zumal ich die SFUMATOs schon vor einem halben Jahr als äußerst nette, junge und vielversprechende Prog-Enthusiasten kennenlernte. Vom etwas älteren Demotape folgte The crowd und auch das gefühlvolle Spleen (wunderschön gezogene Gitarre) wusste zu begeistern. Spätestens während des mitreissenden Instrumental-Infernos Take 2 wurde klar, daß SFUMATO nicht nur gute Songs schreiben können, sondern auch ihre Instrumente eindrucksvoll und vor allem effektvoll songdienlich beherrschen. Highlight des Abends war Jake the grain ... ein facettenreicher, klasse Progrock-Song der die Keyboardpalette annähernd ausnutzte.
Die Überraschung des Abends war geglückt. SFUMATO boten einen aufopfernden Gig voller Inbrunst und Herzblut, überzeugten das Publikum und wurden somit zurecht aufrichtig zu einer Zugabe "genötigt". Bis auf die Tatsache, daß man den Bass nicht so toll raushörte, gab es soundtechnisch überhaupt nichts auszusetzen. Und allen, die meinten sie kommen mit dem Gesang nicht klar sei gesagt, daß sie lernen müssen, zwischen Gesangsqualität und Gesangslinien zu differenzieren. Sicherlich fehlt den Vocals in höheren Lagen noch der letzte Feinschliff, aber es waren wohl die eigenständigen (guten !) Gesangslinien, mit denen einige wenige nicht klar kamen. Fest steht: Wir werden noch viel von dieser Band hören. Ich drücke den Jungs die Daumen !
Nun betraten ESTHTIC PALE die Bühne, die nach dem Abbau der neun Keyboards erschreckende Freiflächen entfaltete. Matthias "der Korsar" Ibelshäuser, seines Zeichens Klampfer von Esthetic Pale, gabs sich zwar Mühe, den Raum auszufüllen ... vergeblich, denn selbst wilde Satans-Sprünge und die durch den Verzehr einer gespendeten Mettwurst gesteigerte Leibesfülle reichten hierzu nicht aus (auweia, das gibt Ärger ... ich bereue aber kein einziges Wort .. harhar). Gekonnt und wie immer sympathisch bot die Neustädter Melodic Prog-Hoffnung die Songs der wahrscheinlich noch gegen Ende dieses Jahres erscheinenden CD dar. Sogar Ivory tower bekam eine kleine Frischzellenkur verpasst. Überflieger waren wieder einmal das pathetische und dramatische Lifetime und das packende Laura. Between you and me und Weary sorgten als Zugaben für einen wohlbehütet warmen Ausklang.
ESTHETIC PALE gaben zwar nicht ihren allerbesten Gig, überzeugten aber erneut durch ihr unverwüstliches Miteinander, durch märchenhafte bis dramatische Songs, die zu meiner Begeisterung von Mal zu Mal durch - fließend eingebundende - vertrackte Passagen erweitert werden.
Ein toller Abend, der hoffentlich bald in Hessen mit SFUMATO als Gastgeber wiederholt wird.
Wertung: 8
Bitte erwähne bei einer eventuellen Bestellung, daß Dein Interesse von der DURP geweckt wurde.
... sorry, no english summary for this review ...
8 points
Don't forget to mention the DURP in your order !
© 09/1999 Markus Weis
DURP - eZine from the progressive ocean
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