Sylvan
"Deliverance"
1999, Angular Records
Marco Glühmann - vocals
Kay Söhl - guitars
Patrick Münster - bass
Volker Söhl - keyboards
Matthias Harder - drums
Die Hamburger Formation existiert streng genommen seit knapp 9 Jahren. Nach mehreren Demotapes wurde 1999 die Debut-CD "Deliverance" veröffentlicht.
- Seeking nights 10:50
- Golden cage 4:50
- Unconsciously 10:00
- Safe 4:10
- Those defiant ways 9:15
- Deliverance 10:20
- Childhood Dreams 3:50
- A fairytale ending 16:45
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Gesamtspielzeit / total time: 70:06
Vorab erst mal ein dickes Kompliment für das Artwork, das sich auf Cover und Inlayback in bester
End-70er-Prog-Tradition präsentiert, aber irgendwie nicht so richtig zum um Klassen besseren und zur Musik besser passenden Booklet-Innengemälde passen will, denn dieses ist Extraklasse und im wahrsten Sinne des Wortes fantastisch, will sagen rätselhaft verträumt. Und eben diese Attribute gelten auch für die Musik der 5 Hamburger Nordlichter - die Texte mit einbezogen.
Schon der Opener Seeking nights (Mini-Oper !!) verrät die Stärken der Band: Progrock, der sein Heil nicht in Gefrickel, ewig lethargischen Flächen oder endlosen Instrumentalpassagen sucht ... nein ... hier wird erstklassiger symphonic Art-Rock geboten. Gekonnt kombinieren SYLVAN die üblichen Genrezutaten mit packender Dramaturgie, stimmiger Atmosphäre, enger Musik/Text-Einheit und einer Verträumtheit, die wie Öl runtergeht.
Golden Cage zeigt sich von klassisch beeinflusster Seite ...musicalhafte Pizzikato-Strings von der Dose untermalen diese von Piano und sanfter Gitarre getragene Bombast-Prog-Ballade, die gegen Ende sogar noch richtig abrockt. Ein Spitzentrack irgendwo zwischen Queen-Ballade, Saga und Doublebassdrum-Prog (selten eine hämmernde Doublebass im Prog gehört ... kommt geil !).
An Eloy zu Colours-Zeiten erinnert der Beginn von Unconsciously. Liegt vielleicht auch am Einsatz einer weiblichen Sängerin. Nach dem Intro entpuppt sich der Song als packender Grenzgänger zwischen Progrock und Progmetal. Streckenweise schimmert sogar ein wenig 80er-Freak-Pop durch (Marke Fischer Z). Und immer wieder diese gefühlvollen Keyboard-Guitar-Kombinationen.
Als reichlich geschickt erweist sich das Konzept, zwischen den 10-Minuten-Mini-Opern immer mal einen balladesken 4-Minüter einzuschieben. Auch Safe ist ein solcher "Einschub" ... melancholisch, melodisch, kompakt.
Was wie ein Song für einen verträumten Prog-Teenieparty-Abschlußkuscheltanz beginnt, wandelt sich nach anderthalb Minuten zu einer grimmigen progmetallischen Passage, die sich sodann wieder in wohlgefallenden Progrock auflöst., bevor wieder .. und so weiter ... Fazit: einer packender, dezent durchgeknallter Song, der jedoch jederzeit bei der Stange halten kann. Gekonnter kann man Variantenreichtum und Songkompaktheit nicht kombinieren ! KLASSE ... das haben zuletzt Marillion auf Songs wie "Forgotten Sons" oder "Fugazi" geschafft. Achso ... der Name des Songs: Those defiant ways.
Das mit einem Minikonzert für Klavier beginnende Deliverance jagt dank des Gewitter-Sounds erst mal angenehme Schauer über den Rücken, bevor man zwei etwas zu seichte Minuten zu überbrücken hat. Aber keine Bange ... bei Minute 4 kehren SYLVAN zu ihrer Klasse zurück und entfachen ein abwechslungsreiches Prog-Fetz-Feuerwerk, das sich zum Ende in eine Hymne (das meine ich positiv !) verwandelt und sich zu Those defiant ways auf den Thron drängen kann.
Ein letzter balladesk-symphonischer 4-Minüter (Childhood Dreams) ebnet den Weg zum Opus A fairytale ending. Eine Ouvertüre in Mannheim-Steamroller-Manier, eine Erzählpassage, Kneipenatmosphäre (muß wohl die Waldspelunke "Zum Silmarillion" ;-) gewesen sein ) und ab Minute 4 ein Mini-Prog-Musical, das sich gewaschen hat. Bei einem Tolkien-basierten Text habe ich -ehrlich gesagt- aber auch nichts anderes erwartet, denn die Klasse der bisherigen Songs ließ einfach hier nichts anderes zu, als einen Highlight. Die Welt von Meister Tolkien mit all ihren Gefühlen, Faszinationen und Gefahren in 16 Minuten.
Wem Nolan's & Wakemans JABBERWOCKY-Scheibe einen Tick zu langweilig war, der wird SYLVAN schnell in sein Herz schliessen. Genauso wie alle anderen unter Euch ! Für mich jetzt schon eine der besten Progrock-Scheibe des Jahres ! "Selbst" Liebhaber von eingängigem und anspruchsvollem Rock werden hier etliche Heiligtümer entdecken, denn SYLVAN verzetteln sich nicht ein einziges Mal in komplexen Eskapaden.
Wer jetzt immer noch behauptet, Progbands können in 10-Minütern keine Songstruktur verfolgen, der kriegt mit dieser CD gewaltig was vor den Latz !
PS: Einen dicken Antigruss an Inside Out, die mit Ihrer "Immer die prallen Rosinen aus dem Ausland - aber bloß nicht selber die Hände bei der Aufzucht schmutzig machen"-Philosophie wieder bewiesen haben, daß ihnen an der deutschen Szene nicht allzuviel liegt und einen großen Fang verpasst haben. Selbst dran schuld !
9 Punkte
Die Homepage der Band findest Du in den DURP Links.
At first the points:
9 points. Why ? Because this oustanding german progrock band (SYLVAN is the name) are masters in writing songs like Marillion did in songs like "Forgotten sons" or "Fugazi". Don't get me wrong ... SYLVAN do not sound like Marillion, but the soul inside songs is quite similar. Even long songs are compact although the have a wide variety. No annoying breaks, no "5 songs in 1", no boring instrumental voyages. On this album music and lyrics are a strong unity ... a fascinating unity which has something to discover all the time. If you listen to such mini prog-operas like Those defiant wings, Deliverance or Unconsciously (somtimes even touching the progmetal genre a bit), you will get addicted to SYLVAN very soon. And if you always wondered, if someone has the skills, to compress the entire world of mastermind Tolkien in one song (with all its' beauty, its' dangers, its' fascination) all your questions get answered in the 16-minute-musical A fairy tale ending.
This CD has all you expect from a great symphonic rock album ... hymns, some more dramatic parts and lot's of love and devotion to this beautiful kind of music ! One of the best albums of 1999 ... and it's even better than JABBERWOCKY which somehow bores me a little bit.
A link to the website of the band can be found in the DURP Links.
© 07/1999 / Die Ultimative Review Page - http://www.durp.com