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Moondaze
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Info |
Moondaze "Seek after venus & Live Review Feb 04 2000 Schauspielhaus Zürich" 2000, Dazed Music Manu - voices, keys Reichi - bass Mac - guitar Dave - drums |
Gesamtspielzeit (total time): 26:58 |
Prologue / Vorab |
Am 4. Februar war es wieder soweit. Das Schauspielhaus in Zürich lud zum dritten "Black Friday", einer lobenswerten Initiative des Interims-Intendanten Reinhard Palm, während der das renommierte Sprechtheater Schauplatz außergewöhnlicher Rock-Events wurde ... eine Aktion die eindrucksvoll beweist, wie einfach Theater-Muffel für den Besuch in einem Schauspielhaus zu gewinnen sind, um deren Schwellenangst vor dem vermeintlichen Kulturschock abzubauen. Auf der Bühne im heimeligen und kuschelig bequemen Schauspielhaus an diesem Abend: die Schweizer Kunstrocker MOONDAZE, die einige von Euch ja bereits von "DisDURPance Vol.2" her kennen. Da diese Performance zeitgleich die Premiere der neuen Moondaze-EP darstellte, teilt sich dieses Review in zwei Teile: Eine Konzertkritik sowie eine CD-Kritik zur neuen EP "Seek after venus".
Rezension |
Die EP
Nach der ursprünglich eher für Live-Veranstalter als für die breite Veröffentlichung gedachten "Life will live on"-CD - die aber dennoch äußerst weite Kreise zog - ist die "Seek after venus"-EP der erste richtig für die Hörerschaft aufbereitete Release des Quartetts. Dies äußert sich nicht nur durch das stimmungsvolle und edle Artwork, sondern auch durch den eindeutig verbesserten Sound. Ich kann's schonmal vorweg nehmen ... Moondaze haben in allen Belangen eine bemerkenswerte Steigerung hingelegt.
Los gehts mit der Mini-Rock-Oper Got used to it. Tragendes Klavier (vergleichbar mit der emotionalen Schwere so mancher Savatage-Momente), weiche Gitarren im Kontrast zum aufschreienden Befreiungsrefrain "Got used to it" und einem zwistgeladenem Guitarsolo, daß sich kurz darauf in Wohlgefallen auflöst, nur um dann wieder in eine schräge Pianopassage mit Stimmgemenge zu verfallen, die vom melodischen und kraftvollen Finale eindrucksvoll progmetallisch zu Ende geführt wird .... könnte man denken ... aber auch hier dreht sich die Sache nochmal zugunsten eines nachdenklich sanften Outros.
Der aufwühlende Track 3rd November trägt wohl am deutlichsten die Züge des Vorgänger-Release "Life will live on". Sicherlich einer der wildesten und gewöhnungsbedürftigsten Tracks, der ab Minute 4 jedoch mit einer progrockigen Instrumentalpassage die Turbulenzen der vergangen Minuten hinwegfegt. Einzig bei der anschliessenden Gesangspassage bis ca. Minute 7 vermisse ich einen weichen Counterpart in Form von Keyboards oder einer begleitenden E-Gitarre ... und schon wieder muss man sich dem Moondaz'schen Emotionskarusell geschlagen geben, denn der Schlussabschnitts des Songs beginnt melancholisch (Piano) und türmt sich von epischen Rock-Elementen bis hin zum nahezu progmetallischen Ende nochmal so richtig auf.
Getragen und verorgelt sinniert Un-coming zu Beginn, bevor förmlich spürbar alle Zweifel abgeschüttelt werden und der Track zu einem anspruchsvollen Rock-Edelstein mit dem für Moondaze typischen Session-Flair auswächst. Das Ende - wie könnte es anders sein - nachdenklich .... "sadness fills the air".
Der Gig - 04 Februar, Schauspielhaus Zürich
Weit mehr als ein normales Rockkonzert war dann auch die Performance der 4 wackeren Eidgenossen. Über 100 Zuhörer hatten sich im schmucken Schauspielhaus-Saal eingefunden und ließen sich von der intelligenten Bühnenshow in die Welt der Emotionen und Gedanken entführen. Gefühlvolles Licht anstatt Rockkonzert-Lightshow, hinter die Bühne projezierte Dias mit Texten wie "Are you open ?" oder zum Denken anregenden Schlüsselworten (z.B. "respect", "faith") anstatt von Liedansagen zwischen den Songs, dem Zuschauer Interpretationsraum schaffende Dia-Einblendungen während der Songs (kunstvolle Schwarz-Weiß-Fotografien) anstatt theatralischer Gesten oder plumber Nachstellung der Textinhalte, perfekter und lebendiger Sound (wohlgemerkt in einem quasi ausschliesslich mit Stoff und Plüsch ausgestatteten Theatersaal) und nicht zuletzt die aufopferungsvolle, ehrliche und emotionale Darbietung ihrer Musik machten diesen Abend mit Moondaze zu einem optischen, akustischen und emotionalen Erlebnis Rockkonzert der ungewöhnlichen Art.
Mit der Projektion der Worte "Are you open ?" begann der knapp anderhalbstündige Auftritt, der - wie bereits erwähnt - nur durch Diaprojektionen unterbrochen wurde mit den Tracks Drawing circles, Bread from Grabska, House of cards sowie Scareye.
Die Band überzeugte auf ganzer Linie. Sänger und Keyboarder Manu füllte die Bühne mit seinem charismatischen - angesichts der Umstände muß man fast schon sagen - Vortrag der Songtexte, Basser Reichi ließ seiner Spielfreude freien Lauf (wehe wenn er losgelassen) ;-), Mac verzückte an der Gitarre sowohl mit emotionalen Stimmungen als auch mit rauhen Einlagen und dank des detaillierten Sounds war auch die exzellente Arbeit von Dave an den Drums auszumachen. Es stimmte an diesem Abend einfach alles ... kein Wunder, daß spätestens nach dem Trio Infernale Got used to it, Face in the dark und Decision: Suicide die nachdenkliche Zurückhaltung und der bis dahin aufrichtige Beifall des Publikums in Begeisterung umschlug, was für einige der band-nahen Anwesenden (mich eingeschlossen) ein besonders ergreifender Moment war, da
a) die Liebe zwischen Moondaze und ihrer Musik für alle besonders spürbar wurde,
b) die Ungewissheit über den Verlauf eines Konzerts sowie die Ungewissheit der Publikumsreaktionen in einem Sprechtheater sich mit einem Schlag in Luft auflösten und
c) ein dankbares Publikum die Mühen und Anstrengungen des Underdog-Daseins im Rock-Underground vergessen und als lohnende Investition sichtbar machte.
Weiter ging es mit 3rd November, geschlossen wurde mit Uncoming bevor Moondaze nach kurzer Danksagung an die Schauspielhaus-Crew und das erschienene Publikum mit der durch ryhthmischen Beifall geforderten Zugabe (Talking too much) den Vorhang endgültig fallen ließen.
Fazit |
Der Gig
Ein beeindruckendes Konzerterlebnis in einem beeindruckenden Ambiente. Hoffen wir, daß Moondaze auch in Deutschland schnellstmöglichst eine Aufrittsmöglichkeit bekommen und daß das Schauspielhaus zu Zürich sich in der Amtszeit des kommenden Intendanten nicht wieder solchen Abenden verschliesst, sondern stattdessen als Vorbild für viele zugeschnürte Theater hierzulande dient. Rockmusik ist nicht nur Bier, Party und Lautstärke ... Rockmusik ist auch Kunst, Kultur und Gedankengut ... man muß ihr nur die Möglichkeit zu einer solchen Umsetzung bieten. In diesem Sinne: Intendanten aller Länder vereinigt Euch ! Ignorante Kultur-Elitärs gibts genug; beweist ein wenig Mut und auch die weinerliche VIVA-Generation wird den Reiz eines Theater-Abends (wieder) zu schätzen lernen ...
Die EP
Auch diesmal machen es Moondaze dem Hörer nicht durchgehend leicht, in die enthaltene Gefühlstiefe abzutauchen ... aber genau hierin liegt eben der Reiz bei dieser Band, die es immer schafft, komplexe und trockene Passagen unnachahmlich aufblühen zu lassen, um den Hörer emotional in ihren Bann zu ziehen. Man muss sich eben mit Musik und Text befassen ! Eine absolut empfehlenswerte CD eines - leider noch - Geheimtips aus dem Land, wo Milch und Toblerone fließen.
Wertung: 8
Die CD gibt's bei:
Bitte erwähne bei einer eventuellen Bestellung, daß Dein Interesse von der DURP geweckt wurde.
Summary |
After the CD "Life will live on", that some of you might know by it's appearance on "Progressive DisDURPance Vol.2", the swiss band MOONDAZE is back with a stunning new EP called "Seek after venus". Splendid and decent artwork, again lyrics full of daily emotions, images and tragedies that make the listener sit down and think, improved sound, improved songwriting ... great improvements in all concerns. The opener Got used to it is a tiny rock-opera. Sad piano (like we love it from Savatage), a shouting, desparate and fighting refrain "Got used to it", weird guitar solos, very sensitive parts and a powerful progmetallic ending. 3rd November is a real difficult track that especially reminds me of the preceding album "Life will live on". But instead of staying complex and difficult the songs last 4 minutes have melancholic moments, beautiful progrock-elements that - again - evolve to an dynamic progmetallic ending. Un-coming is a real fascinating and low-tempo track growing to a typical MOONDAZE track sounding like a rock jam session with prog influences... the CD ends up in thoughts .... "sadness fills the air". This is an album that you have to make yourself familiar with by listening AND reading the lyrics ! A great EP from a great swiss band !
8 points
The CD can be obtained at:
Don't forget to mention the DURP in your order !